Kriegshunde der Antike – Sanfte Riesen mit Sturkopf
Um Hunde verantwortungsvoll halten und ihnen gerecht werden zu können, sollte man ihr Wesen berücksichtigen, das das Ergebnis jahrhundertelanger Zucht ist.
Molosserartige Hunde sind bereits seit der Antike bekannt.
Diese Bezeichnung dient für Hunde, die gross und kräftig sind und über einen massiven Körperbau verfügen. Sie begleiteten bereits die Römer auf ihren Eroberungszügen und wenn der Begriff „Kriegshund“ fällt, bedeutet dies nicht, dass die Hunde in den Kampf geschickt wurden, sondern ihre Aufgabe bestand darin, die Lager zu bewachen.
Hierzu benötigte man Hunde, die körperlich in der Lage waren, Eindringlinge und Plünderer –menschlicher und tierischer Gattung – nicht nur zu melden, sondern auch zu vertreiben, während ihre Herren anderenorts Krieg führten.
Dies setzte einerseits voraus, dass die Tiere wenig Freude daran haben mussten, selbst umherzustreunen, sondern zuverlässig am Ort blieben. Andererseits verlangte es eine gewisse Unabhängigkeit und Eigenständigkeit zu entscheiden, ob und in welcher Form Gefahr drohte und Handlungsbedarf bestand.
Diese Hunde sind die Urahnen verschiedener Rassen, die unter dem Oberbegriff Molosser zusammengefasst werden und leider meistens zu den gelisteteten Rassen mit verschärften Auflagen zählen: Mastiff, Bullmastiff, Rottweiler,Dogo Argentino, Fila Brasileiro, Tosa Inu, Mastin Español, Mastino Neapolitano, Presa Canario, Dogue de Bordeaux, Shar Pei, Dogo Mallorquin (Ca de Bou) und andere. Ebenso gehören Deutsche Doggen, Bernhardiner und Neupfundländer zu den molosserartigen Rassen, die (aufgrund ihrer Lobby?) nicht gelistet sind, sowie in Deutschland zwar anerkannte, jedoch relativ unbekannte Rassen wie Boerboel oder Cane Corso, wobei diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Häufig geht bereits aus dem Namen ihre Herkunft hervor, wobei ihre Verwendung ziemlich ähnlich war. Die Filas und Dogos bewachten in Südamerika die riesigen Farmen wie die Boerboels es in Südafrika machten und die italienischen, spanischen, französischen und britischen Rassen die Gehöfte und Ländereien in den entsprechenden Ländern.
Hieraus wird schnell deutlich, dass die Hunde für ihren Einsatz einen unbestechlichen Charakter haben und dennoch ihrem Besitzer bedingungslos folgen sollten, was diese dann wiederum nutzen, um diese Tiere zu Jagd auf Wildschweine und auch, in den entsprechenden Gebieten, Grosskatzen oder –leider- auch für Hundekämpfe einzusetzen, so wie bereits die Römer ihre Hunde in die Arenen zum Kampf gegen Löwen, Bären und auch Gladiatoren schickten.
In Grossbritannien des ausgehenden Mittelalters begann die gezielte Zucht der Mastiffs aus dem Bedürfnis heraus, den Wildhütern einen grossen kräftigen Hund zur Seite zu stellen, der in der Lage ist, Wilderer zu stellen, aber unversehrt zu lassen, damit die Delinquenten durch Folter und öffentliche Hinrichtungen noch als abschreckendes Beispiel dienen konnten.
Soviel zum historischen Hintergrund, woraus nach meiner Ansicht schon klar wird, welche Charaktereigenschaften für diese Hunde als wünschenswert erachtet und entsprechend angezüchtet wurden und die diese Tiere, erfolgreiche Prägung und verantwortungsvolle Sozialisation und Erziehung vorausgesetzt, als rassetypische Wesensmerkmale gemeinsam haben, wobei es jedoch wie in dem Einleitungsbeitrag über Jagdhunde angemerkt, auch hier rassetypische Eigenarten, gibt, die auch in der Historie und den Zuchtzielen begründet sind.
Molosser zeichnen sich vom Wesen her bei allen Rassen durch einen hohen Schutzinstinkt aus, sind wachsam und aufmerksam, intelligent und aufnahmewillig, ausgeglichen und freundlich, wenn auch eigensinnig und störrisch, haben eine hohe Reiz-, sowie Toleranzschwelle, sind Fremden gegenüber abwartend und distanziert und haben eine extrem enge Bindung zu ihrem Halter, sofern dieser in der Lage ist, diesem Hund seinen Herrschaftsanspruch zu verdeutlichen ohne ihn zu missbrauchen.
Denn diese Hunderassen akzeptieren und wünschen einen kompetenten „Boss“ und Anführer, allerdings neigen sie auch, durch die ihnen angezüchteten Eigenschaften, dazu, selbst die „Rudelführung“ zu übernehmen, wenn sie bei ihrem Besitzer Schwäche oder Unsicherheit zu erkennen glauben.
Allein zu diesem spannenden Thema könnte ich komplette Bücher füllen, von denen es bereits hervorragende gibt, leider auch ziemlich viele, die weder den Hunden gerecht werden noch dazu beitragen, dass die öffentliche Sicht auf diese Tiere sich entspannen könnte 🙁 Ein nächster Beitrag wird sich mit der Thematik befassen, einen Hund dieser Wesensart und Grösse im heutigen Umfeld artgerecht zu erziehen und zu halten, zu fordern und zu fördern und dahingehend auf ihn einzugehen, das wirklich nur die besten Eigenschaften zu Tage treten und er ein verlässlicher und gutmütiger Begleiter für alle Lebenslagen sein kann.
Vom Metzgerhund zur Schrottplatzbestie
Obwohl Rottweiler nicht eindeutig zu den Molossern gezählt werden, sind dennoch gerade im Wesen und in ihrer Abstammung grosse Ähnlichkeiten vorhanden.
Man vermutet, dass sie Nachfahren der Hunde sind, die den Tross von Hannibal bei seiner legendären Überquerung der Alpen begleitet haben. Wie bereits in dem Beitrag über Molosser beschrieben, dienten sie als Schutz- und Wachhunde der Lager und wurden zudem als Herdenschutz- und Treibhunde eingesetzt. Hierzu benötigte man nervenstarke, zuverlässige Hunde, die sowohl arbeitsfreudig als auch genügsam und unerschrocken waren, um das Vieh gegen Wölfe und Plünderer zu verteidigen. Um diese Eigenschaften zu erhalten wurden heimische Hirtenhunde eingekreuzt.
Die Gegend um Rottweil am Inn war im 18. und 19. Jahrhundert ein bedeutendes Handelszentrum für Grossvieh.
Da es durch Nervosität beim Vieh, insbesondere bei Schweinen, durch Hormonausschüttungen zu Veränderungen in der Qualität des Fleischs kommt, schätzten die in dieser Gegend ansässigen Metzger insbesondere die Ruhe und Nachdrücklichkeit, mit der die Hunde das Vieh zur Schlachtbank trieben und so die Qualität sicherten.
Neben diesen Charaktereigenschaften wurde vom körperlichen Aspekt Wert auf einen starken und stabilen Hund gelegt, damit dieser auch die Gespanne und Karren ziehen konnte und so das Schlachtgut auslieferten.
Im weiteren Verlauf ihrer Geschichte qualifizierten sie sich als tapferer und unerschrockener Begleiter für Wachleute und Polizei im beginnenden 20. Jahrhundert und wurden insbesondere während und nach dem 1. Weltkrieg als Spür- und Suchhunde eingesetzt. Bezeichnend für ihr stoisches Gemüt ist, dass sie es sich gefallen liessen, Gasmasken zu tragen, um diese Aufgaben zu erfüllen, ebenso wie eine starke Bindung zum Hundeführer erforderlich war.
Nach wie vor zeichnet sich die Rasse durch einen ausgeprägten Schutzinstinkt aus, was sie für den Wachdienst qualifiziert und bedauerlicherweise das heutige öffentliche Bild über diese Rasse prägt:
geifernde Bestien, tagsüber auf einem Schrottplatz angekettet und nachts am Zaun hochspringend, um jeden zu zerfleischen, der in die Nähe kommt.
Diese Bild wird dieser Rasse in keiner Weise gerecht!
Denn anstatt einen Eindringling anzugreifen, sind Geschichten, in denen Rottweiler Einbrecher einlassen, jedoch nicht wieder rauslassen sprichwörtlich.
Leider wurden immer wieder in der Medienberichterstattungen die Beissvorfälle hervorgehoben, an denen Rottweiler beteiligt waren, so dass der Anschein erweckt wurde, dass ausgerechnet diese gutmütige Hunderasse ein besonders hohes Aggressionspotential hätte.
Bei Licht betrachtet sind es jedoch gerade die positiven Eigenschaften, die dem Ansehen des Rottweilers zum Verhängnis wurden: seine Gutmütigkeit und Duldsamkeit, Mut und Arbeitsfreude, die Anhänglichkeit, Treue und Bereitschaft zur Unterordnung zu „seinem“ Menschen.
Die gleichen Eigenschaften, die es ermöglichen, diese Hunde „abzurichten“ und „scharfzumachen“, sind es jedoch auch, die sie als tolle und zuverlässige Familienhunde qualifizieren.
Gerade bei dieser Rasse haben die Halter eine besondere Verantwortung, um das negative Ansehen, dass sie in der Öffentlichkeit geniesst, zu korrigieren und keinesfalls zu bestätigen.
Rottis sind nach meiner Ansicht keine „Anfängerhunde“!!!
Damit ihre besten Eigenarten zutage treten können, brauchen sie eine konsequente und liebevolle Erziehung ,
denn durch ihre Charakterstärke und ihren Mut, neigen Hunde dieser Rasse, wie auch die der Molosserrassen, dazu, eine vermeintliche Schwäche ihres Halters dazu zu nutzen, selbst die Rudelführung zu übernehmen –
was fatale Folgen haben kann, aber nicht den Hunden angelastet werden kann.
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